Wie ein Toter, der es noch nicht wahrhaben will dass er tot ist, trottet eine kleine, schwarzhaarige Mumie -mehr oder weniger zielstrebig- durch den gelbgrauen Sand.
Die Körner haben sich gegenseitig im ewig währenden Trommelfeuer bereits zu feinen ,stumpfen Staubwolken zerschlagen, nun an der Mumie zerrend, drückend, versuchte sie laut heulend zum Aufgeben zu zwingen.
Immer wieder unter Schubsen und Wehen fragend, ob dieser halbtote Haufen an verbrannter Haut, hölzernen Sehnen und trocknem, dickflüssigem Blut doch nicht eine gemütliche Grabstätte sich aussuchen wollte, die sicherste existenzielle Tatsache allen Lebens endlich akzeptieren wollte?
Doch der Halbtote Haufen hatte bereits zu viel mit dem pochendem, zähen Blut zu tun, welches unter Kopfschmerzen nach einem Lösungsmittel schrie, oder mit den matten Augen welche nur noch Sterne sahen.
Deshalb gab die Mumie keinen feuchten Dreck darauf, dass sie bereits tot sein sollte.
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Etwas weiter entfernt, in irgendeiner der vier Himmelsrichtungen, hatte eine kleine Siedlung, welche sich im Tandem mit einem durch dessen Mitte laufendem Fluss schlängelte, keine derartigen Probleme.
Diese Ortschaft, welche das Glück hat, den Unrat von nur drei weiteren in Nähe des Oberlaufs thronenden Gemeinden in seinem Wasser zu beherbergen, kann sich nicht gerade über solche ungewöhnlichen Dinge beklagen.
Die Menschen hier haben nämlich die erfreuliche Angewohnheit, sich ihrer Sitten zu besinnen - So wie es sich für Tote gehört, bleiben diejenigen die in Hayett sterben auch schön ruhig liegen.
Um ihre Nachbarn nicht plötzlich zu erschrecken.
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In der Gemeinde Hayett, deren Architektur von schiefen, kruden Lehmbauten und dem ein oder anderen Kleinpalast dominiert ist, dort wo der Wüstenstaub mit der schwül-feuchten und von Blutsaugern durchsetzten Luft vom Ufer zusammenschlug, tummelte sich ein bunter Haufen aus Einheimischen, Händlern und Landstreichern.
Ein wohlhabender Vermieter, dem die Stechmücken oftmals lieber waren als seine eben genannten sonstigen Nachbarn, war soeben damit fertig, einen tiefen Zug aus seiner uralten Tabakpfeife zu nehmen und über die grauenvollen Drohungen eines zugesteckten Erpresserbriefes zu grübeln.
Das Wachssiegel auf dem Umschlag war ihm unbekannt, aber das leise, tönerne Knirschen des kleinen Apperates unter seinem reich geschmückten Turban erinnerte ihn daran, dass ein Vergehen gegen die Worte in diesem ominösen Brief ihn trotzdem unter die Erde bringen kann.